Monatsarchiv für Dezember 2004

Schlangentag

Sonntag, den 5. Dezember 2004

Was uns diese Nacht aus dem Schlaf riss war also tatsächlich ein Erdbeben, ein importiertes zwar, aus dem Schwarzwald, aber immerhin.

Im Thurgau – so lese ich heute in der NZZ – haben 80 Personen die Polizei angerufen. Ich frage mich immer, was sich die Anfrufer davon versprechen. Vielleicht eine Antwort auf die Frage, ob noch ein weiteres Beben zu erwarten sei? Das würde ich natürlich auch gern wissen, und mit mir alle Seismologen dieser Welt, die bisher zwar ungefähr sagen können wo Erdbeben häufiger und stärker sind als anderswo, aber leider nicht wann sie auftreten.

S. erinnert an die antike Methode der Erdbeben-Prophylaxe: Schlangen spüren ein kommendes Erdbeben, und ihr Verhalten kann den Menschen als Warnung dienen. Glücklicherweise finde ich Hinweise darauf, dass auch andere Tierarten über diese Fähigkeit verfügen. Ein Terrarium bleibt uns also vorerst erspart.

Empfehlenswert zum Themenbereich Erdbeben und Geo-Wissenschaften:

  • Bebende Schweiz: Die Website zum Buch Erdbeben in der Schweiz
  • GeoScience online: Ein populärwissenschaftliches Internet-Magazin rund um den Planeten Erde mit verständlich aufbereiten Informationen aus den Naturwissenschaften.

Schon wieder was gelernt

Sonntag, den 5. Dezember 2004

Was ich einst in der Schule als GMT (Greenwich Mean Time) kennengelernt habe, heisst heute UTC (Coordinated Universal Time). Die MET (Middle European Time), nach der auch die Schweiz lebt, errechnet sich im Sommer aus UTC plus 2 Stunden, im Winter hingegen aus UTC plus 1 Stunde – also genau gleich wie bei der GMT.

Dass übrigens die Buchstaben in der Abkürzung UTC vertauscht sind, erkläre ich mir so: Ursprünglich gab es die UT (Universal Time), für astronomische Berechnungen wird die UT1 benutzt. Die UTC ist somit eine weitere Untervariante dieser Universalzeit und müsste wohl als Universal Time, Coordinated gelesen werden, was aber zugegebenermassen etwas mühsam ist.

Wer es genauer wissen möchte, dem sei der Artikel in der Wikipedia empfohlen. Dort erfährt man beispielsweise, warum die UTC auch als Zulu-Zeit bezeichnet wird und warum dies trotzdem nichts mit Afrika zu tun hat.

  

P.S. Auf dem Null-Meridian zu stehen, und das erst noch in der berühmten Sternwarte von Greenwich bei London, muss ein absolut einmaliges Erlebnis sein…

  
Greenwich

To think about

Samstag, den 4. Dezember 2004

Gewisse Dinge vergisst man nie. Man kann sich nur manchmal nicht an sie erinnern.

DMZ [Part 2]

Samstag, den 4. Dezember 2004

Galaktori heisst eine sehr schön gemachte spielerische Einführung in das Leben als Konsument in der modernen Industriegesellschaft. Wohl nicht zufällig kommt das Spiel aus Skandinavien, nämlich von der finnischen Verbraucherzentrale (was man in der Schweiz als Konsumentenschutz bezeichnet).

Auch in Santa Run findet man sich in der Rolle eines Konsumenten wieder: Als Weihnachtsmann kauft man in einer Coop-Filiale ein, um das Festessen für den Internationalen Santa-Kongress ausrichten zu können.

Bücherflugforschung

Samstag, den 4. Dezember 2004

BookCrossing ist das Produkt einer jener verrückten Ideen, die auf den ersten Blick so total sinnlos sind und auf den zweiten Blick so viel interessante Aspekte haben, dass man sich vornimmt, einen dritten Blick darauf zu werfen.

Im wesentlichen geht es darum, dass man für ein beliebiges Buch, das man selbst besitzt, auf der Website eine BookCrossing ID (BCID) ziehen und diese dann im Buch vermerken kann, bevor man es jemandem anderen weitergibt. Dieser Jemand soll das Buch ebenfalls wieder weitergeben usw. Jeder Leser des Buchs soll zudem auf BookCrossing einen Journal Entry machen, so dass man später den Weg nachvollziehen kann, den ein Buch genommen hat.

Wer seine Bücher nicht einfach so ohne Gegenleistung hergeben mag, sie aber ausleihen würde, wird bei Buchticket fündig. Wegen der hohen Portokosten funktioniert dieser Büchertausch allerdings derzeit nur innerhalb von Deutschland.

Bill bloggt

Donnerstag, den 2. Dezember 2004

Es musste ja so weit kommen: Microsoft will sich nun auch noch als Blog-Service-Anbieter etablieren. Der Dienst MSN Spaces (Leerzeichen?) befindet sich derzeit im Beta-Stadium.

Die gute Nachricht: Wenn ein Trend von Microsoft aufgegriffen wird, dann ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits ein Mega-Trend. Bloggen dürfte also in absehbarer Zeit zu einer durchaus gesellschaftsfähigen Tätigkeit werden.

Und die schlechte Nachricht: Die Absichten des mächtigsten Software-Unternehmens der Welt dürften sich kaum mit den Idealen der Weblog-Pioniere vereinbaren lassen, die sich für die Dezentralisierung der Information und für die Redefreiheit stark machen. Holzauge sei wachsam!

  
Nachlese: Obiger Verdacht hat sich nur allzu rasch erhärtet. Wie aus der Provinz verlautet, erwirbt Microsoft per Nutzungsbedingungen automatisch das Recht, die Beiträge in MSN Spaces in so ziemlich jeder erdenklichen Art und Weise weiterzuverwerten – ohne Entschädigung des Urhebers, versteht sich.

DMZ

Donnerstag, den 2. Dezember 2004

Spiele, die ohne Schusswaffen auskommen und erst noch pädagogisch wertvoll sind, gibt es auf der Website der Nobel-Stiftung. (Dass diese Stiftung ihre Existenz der Erfindung eines durchaus gewalttätigen Stoffs verdankt, sei an diese Stelle nicht verschwiegen, aber auch nicht weiter diskutiert.) Dort kann man beispielsweise die Blutgruppe von Transfusionsempfängern bestimmen oder den Pavlov’schen Hund dressieren.

Ähnliches gibt es auch von Interpharma, dem Verband der Schweizer Pharmaindustrie: Strategames, Exploratorium und OrganiSUMS laden zum spielerischen Erkunden ein.

Der Stein fällt nicht weit vom Turm

Donnerstag, den 2. Dezember 2004

Wenn wir nach Aristoteles davon ausgehen, dass ein schwerer Stein schneller fällt als ein leichter: Wie schnell fallen dann zwei unterschiedlich schwere, zusammengebundene Steine?

a) Noch schneller als der schwere Stein allein, weil das Gesamtgewicht der zusammengebundenen Steine höher ist als das Gewicht des schweren Steins allein.

b) Schneller als der leichte, aber weniger schnell als der schwere Stein, weil der schwere Stein den leichten beschleunigt, während der leichte den schweren bremst.

Die Antwort lautet: weder noch. Weil beide Antworten logisch überzeugen, sich aber gegenseitig widersprechen, muss man daraus schliessen, dass bereits die Fragestellung bzw. deren Voraussetzung falsch ist. So folgerte Galileo Galilei und widerlegte damit Aristoteles. Seither gilt: Unter idealen Bedingungen (sprich im Vakuum) fallen alle Körper gleich schnell – egal welches Gewicht und welche Form sie haben.

Diese Beweisführung per Gedankenexperiment beschreibt Reto U. Schneider in seinem Buch der verrückten Experimente. Oder hat Galileo vielleicht doch zu experimentellen Zwecke Steine vom Schiefen Turm zu Pisa geschmissen? Mehr dazu beim Galileo Project.