Nur damit Sie das richtig einordnen können: Ich lese Ihre Kolumne im Magazin regelmässig und gerne, fast so regelmässig und gerne wie ich Doris Knecht und Simone Meier lese.
Diesmal (Magazin 18/2005) allerdings war ich herb enttäuscht. Was ich da las war gewissermassen eine columna interrupta, eine Kolumne, die genau dort aufhört, wo es richtig spannend wird. Genau so wie das Experiment, das Sie unter einem „grandiosen Vorwand“ an nichtsahnenden zentralschweizer Shoppingcenter-Besuchern vorgenommen haben.
Um mich ein bisschen klarer auszudrücken: Dass deutlich mehr Männer als Frauen ein Angebot für Spontansex annehmen, ist kalter Kaffee. Das wussten Sie auch, denn Sie haben ja nichts anderes gemacht als ein Experiment des Psychologen Russel Clark aus dem Jahr 1978 nachvollzogen (vgl. Reto U. Schneider, Das Buch der verrückten Experimente, S. 251ff). Was hingegen echt interessiert hätte: Wie haben die Männer in Emmen reagiert, als sie erfuhren, dass sie Opfer einer versteckten Quer-Kamera geworden waren? Das, liebe Michèle Roten, haben Sie uns verschwiegen, tunlichst, wie ich annehme. Auch der Quer-Beitrag verrät uns das leider nicht.
Liebe Frauen! Ich habe schlechte Nachrichten für Euch: Alle Männer im Empfangsgebiet von SF DRS werden künftig jegliche Angebote für spontane Erotikabenteuer rundweg ablehnen, weil sie dahinter stehts die versteckte Kamera vermuten. Nix mit Schalaraffenland, wie es Euch Frau Roten im Magazin versprochen hat. Und gleich noch eine schlechte Nachricht: Wenn Männer ein Angebot für Spontansex ablehnen mit dem Hinweis auf ihre Freundin, dann heisst das nicht zwingend, dass sie treu sind. Sondern nur, dass sie klug genug sind, sich nicht in einem Trivialexperiment vorführen zu lassen.