Monatsarchiv für Januar 2007

Swissair: FDP vs. SVP

Freitag, den 12. Januar 2007

“Cortis Grounding: Der letzte Chef der Swissair redet zum ersten Mal seit dem Debakel”. Und zwar in der neusten Weltwoche, zumindest steht es so auf der Titelseite. Den Artikel habe ich noch nicht gelesen, wohl aber das Editorial, wo Chefredaktor Roger Köppel die Geschichte ins richtige (oder vielmehr: rechte) Licht rückt.

Köppel stellt klar, dass der öffentlichkeitswirksame Prozess nicht den Kern des Swissair-Debakels aufklären und sühnen kann:

“Selbst wenn im Strudel des Untergangs geschummelt wurde: Die einst stolze, weltweit bewunderte Schweizer Airline ist nicht an kriminellen Machenschaften ihrer Manager und Verwaltungsräte zugrunde gegangen, sondern einfach deshalb, weil die falschen Leute mit falschen Rezepten am Werk waren.”

Die “falschen Leute” waren gemäss Köppel Freisinnige, die nicht aufgrund ihrer unternehmenrischen Erfahrung, sondern dank “persönlicher Beziehung und politischen Verdiensten” einen Posten bei der nationalen Airline erhielten. Während der damalige SVP-Oppositionsführer Christoph Blocher

“… in einem brillanten Tages-Anzeiger-Essay […] die Kultur der Verfilzung aufdeckte und den Freisinn an seine liberalen Wurzeln erinnerte.”

Auf einen einfachen Nenner gebracht sagt Köppel also: Die FDP hat die Swissair in den Abgrund pilotiert, und die SVP hat es schon lange kommen sehen. Was Köppel nicht explizit gesagt hat, aber implizit sagen wollte: Wenn es der Nation Schweiz nicht gleich gehen soll wie ihrem nationalen Symbol Swissair, dann hört auf Blocher und die SVP.

Herr Köppel mag recht haben mit seiner Analyse, dass der Fall Swissair im Grunde kein Fall für die Gerichte ist. Aber eine Bühne für parteipolitisches Gezänk ist er erst recht nicht. Es wäre beispielsweise eine Gelegenheit um mutige Vorschläge zu machen, wie grosse Unternehmen in Zukunft wirksamer kontrolliert werden können durch ihre Aktionäre und/oder die Öffentlichkeit. Aber mit Vorschlägen für weniger Freiheit und mehr Kontrolle ist bei den Rechtsbürgerlichen natürlich kein Staat zu machen.

Digg it!

Donnerstag, den 11. Januar 2007

Eine nicht ganz dezente Form, seinem Blog mehr Beachtung zu verschaffen, ist die direkte Aufforderung, einen Blog-Beitrag bei einem Social Bookmarking Service wie del.icio.us, Digg oder Mister Wong zu vermerken. Wer solches tut, macht auf gut Neudeutsch Social Media Optimization. “Digg it!” ist der Inbegriff dieser unverholenen Sehnsucht nach Aufmerksamkeit, und idealerweise gestaltet man diesen Link als Button mit dem Digg-Logo. Weil es aber inzwischen ziemlich viele solcher Dienste gibt, ist es entsprechend aufwendig, Links zu all diesen Diensten bereitzustellen.

Sehr hilfreich ist hier der Social Bookmark Link Creator: Man wählt die gewünschten Dienste aus, gibt noch ein paar Parameter mit, und schon hat man ein kleines Code Snippet, das man bloss noch in das eigene Blog zu integrieren braucht. Das funktioniert für WordPress, Movable Type und Blogger, aber auch für ganz normale statische Websites.

Wenn man seine Suche auf WordPress-Extensions beschränkt, dann wir man beispielsweise beim Social Bookmark Creator fündig, der Textlinks oder ein Dropdown für rund 50 wählbare Dienste generiert. Wer es mit Logos mag, greift zu Sociable. Wem das dann aber doch wieder zuviel ist, sollte die Variante Peaceful CSS Extended Edit ausprobieren, das die Logos dezent in einem DHTML-Dropdown unterbringt.

P.S. Digg it!

Herr Thür: Wen schützen Sie eigentlich?

Mittwoch, den 10. Januar 2007

Vielleicht war ich noch nicht ganz wach heute morgen, als mein Radiowecker die Nachrichten von Radio DRS ausstahlte. Aber irgendwie habe ich verstanden, dass nun auch in der Schweiz sämtliche Kreditkarten auf Straftaten im Bereich der Kinderpornografie überprüft werden sollen. Und der eidgenössische Datenschützer Hanspeter Thür sagte dazu sinngemäss, dass er da kein Problem sehe – schliesslich hätten Personen, die keine Kinderpornografie gekauft hätten, auch nichts zu befürchten.

Hallo?!? Ist das die neue Argumentationsweise bei flächendeckender Überwachung? Mein Verständnis war bisher immer, dass Daten nur in konkreten Verdachtsfällen ausgewertet werden dürfen. Wohl verstanden: Ich bin absolut dafür, dass Strafttaten verfolgt werden – hier geht es ums Prinzip. Wir können das Prinzip diskutieren, aber nicht klammheimlich ändern. Und wenn eine Mehrheit tatsächlich will, dass dieses Prinzip geändert wird, dann machen wir es gleich richtig: Führen wir ein nationales Waffenregister ein und machen wir Fahrtenschreiber für alle PWs obligatorisch. Denn: Wer sich nicht strafbar macht mit seiner Waffe oder seiner Fahrweise, der hat auch nichts zu befürchten, oder?

UKW vs. DAB

Dienstag, den 9. Januar 2007

Also wirklich: Da schwärmen die Medien allenthalben davon, wie fortschrittlich DAB im Vergleich zu UKW sei. Aber wenn S. und ich unsere beiden Empfänger auf denselben Sender einstellen, dann ist das olle UKW-Radiöli von S. meinem gediegenen DAB-Empfänger um mindestens eine halbe Sekunde voraus. Was taugt DAB, wenn ich nicht mal die Uhr nach dem Zeitsignal vor den Nachrichten stellen kann?

Windows XP: Individuelle Ordner-Icons ohne Zusatz-Software

Freitag, den 5. Januar 2007

Das Internet ist voll von Shareware, dank denen man Folder Icons für Windows XP aus beliebigen Grafiken oder Fotos erstellen kann. Doch warum wenig bezahlen für etwas, das man auch kostenlos haben kann? Microsoft Paint, das gute alte Grafikprogrämmchen, das mit Windows mitgeliefert wird und im “Programme”-Ordner unter “Zubehör” abgelegt ist, macht den Job auch und reicht für den Hausgebrauch.

Die entscheidende Schritte:

  1. Icons müssen eine Grösse von 32 x 32 Pixeln haben.
    (Diese Einstellung kann im Menü “Bild” unter dem Menüpunkt “Attribute…” gemacht werden.)
  2. Icons müssen mit der Extension *.ico abgespeichert werden.
    (Paint bietet diesen Dateityp zwar im “Speichern als…”-Dialog nicht an. Es reicht aber, wenn man das Icon als BMP-Datei speichert und dabei die Extension *.ico an den Dateinamen anhängt.)

Aus Punkt 2 ergibt sich übrigens, dass man solche Icons auch mit jedem anderen Grafikprogramm erstellen kann, das in der Lage ist, Bitmap-Dateien zu schreiben (und das dürfte so ziemlich jedes Windows-Grafikprogramm können).

Was hingegen Probleme macht: Das BMP-Format unterstützt – anders als beispielsweise GIF – keine Transparenz. Nach obigem Rezept selbstfabrizierte Icons belegen somit immer die gesamten 32 x 32 Pixel, was nicht ganz so elegant aussieht. Wer weiss, wie man transparente Bereiche definiert wie bei den “professionellen” Icons?

Die Legende vom papierlosen Büro

Donnerstag, den 4. Januar 2007

“Meine E-Mails lese ich am liebsten auf Papier.” Oder noch besser: “Ich habe keinen Computer. Meine Sekretärin druckt mir alle meine E-Mails aus.” Auch schon gehört? Scheint gar nicht so selten zu sein – selbst gestandene Manager sagen in Interviews derlei Sätze, ohne rot zu werden. Wie war das doch gleich mit dem papierlosen Büro?

Insofern macht obiger Mail-Footer, den ich kürzlich erhalten habe, durchaus Sinn…