Archiv der Kategorie 'Digital Moleskine'

Die Kunst der klugen Fragen

Montag, den 15. Januar 2007

Eine gute Antwort zu geben, ist eine Kunst. Gute Fragen zu stellen fast noch mehr. Max Frisch war einer dieser begabten Denker, der messerscharf und oft suggestiv die entscheidenden Themen in harmlos scheinende Fragen packen konnte – die Fragebögen in seinem Tagebuch 1966-1971 sind legendär. Ein paar Beispiele:

  • Sind Sie sicher, dass Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?
  • Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein. – Warum nicht, wenn es Ihnen richtig erscheint?
  • Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden, oder meinen Sie’s noch? Angabe des Alters.
  • Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht: Wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?

Im ähnlichen Stil stellt uns Michèle Roten im neusten Magazin Fragen zum Thema Freundschaft. Vielleicht nicht ganz so raffiniert wie Frisch, aber durchaus bedenkenswert. Beispiele:

  • Wie viele Ihrer alten Freunde sind eher Gewohnheiten?
  • Wann haben Sie zuletzt eine neue Freundschaft geschlossen?
  • Könnte es sein, dass Sie das Gefühl vermitteln, keine neuen Freunde zu brauchen?
  • Möchten Sie ein Freund werden von jemandem, der sagt: Ich suche Freunde?
  • Wie viele Ihrer Freunde sehen besser aus als Sie? Sind klüger als Sie?
  • Wen könnten Sie nachts um vier anrufen und in Gummistiefeln irgendwohin bestellen und er oder sie würde es tun, ohne zu fragen?

Verblüfft…

Samstag, den 13. Januar 2007

… hat mich heute die Migros-Kassiererin, die mein 4er-Pack Haushaltspapier mit der Coolness eines amerikanischen Basketball-Stars kurzerhand im hohen Bogen über die Kasse hinweg in meinen Einkaufswagen warf (und traf).

Des Einen Freud’…

Freitag, den 12. Januar 2007

Wenn wir jetzt einmal von der grossen Dimension der Erderwärmung absehen: Das aktuelle Wetter hat seine guten und seine schlechten Seiten…

(Heute auf swissinfo gesehen.)

Swissair: FDP vs. SVP

Freitag, den 12. Januar 2007

„Cortis Grounding: Der letzte Chef der Swissair redet zum ersten Mal seit dem Debakel“. Und zwar in der neusten Weltwoche, zumindest steht es so auf der Titelseite. Den Artikel habe ich noch nicht gelesen, wohl aber das Editorial, wo Chefredaktor Roger Köppel die Geschichte ins richtige (oder vielmehr: rechte) Licht rückt.

Köppel stellt klar, dass der öffentlichkeitswirksame Prozess nicht den Kern des Swissair-Debakels aufklären und sühnen kann:

„Selbst wenn im Strudel des Untergangs geschummelt wurde: Die einst stolze, weltweit bewunderte Schweizer Airline ist nicht an kriminellen Machenschaften ihrer Manager und Verwaltungsräte zugrunde gegangen, sondern einfach deshalb, weil die falschen Leute mit falschen Rezepten am Werk waren.“

Die „falschen Leute“ waren gemäss Köppel Freisinnige, die nicht aufgrund ihrer unternehmenrischen Erfahrung, sondern dank „persönlicher Beziehung und politischen Verdiensten“ einen Posten bei der nationalen Airline erhielten. Während der damalige SVP-Oppositionsführer Christoph Blocher

„… in einem brillanten Tages-Anzeiger-Essay […] die Kultur der Verfilzung aufdeckte und den Freisinn an seine liberalen Wurzeln erinnerte.“

Auf einen einfachen Nenner gebracht sagt Köppel also: Die FDP hat die Swissair in den Abgrund pilotiert, und die SVP hat es schon lange kommen sehen. Was Köppel nicht explizit gesagt hat, aber implizit sagen wollte: Wenn es der Nation Schweiz nicht gleich gehen soll wie ihrem nationalen Symbol Swissair, dann hört auf Blocher und die SVP.

Herr Köppel mag recht haben mit seiner Analyse, dass der Fall Swissair im Grunde kein Fall für die Gerichte ist. Aber eine Bühne für parteipolitisches Gezänk ist er erst recht nicht. Es wäre beispielsweise eine Gelegenheit um mutige Vorschläge zu machen, wie grosse Unternehmen in Zukunft wirksamer kontrolliert werden können durch ihre Aktionäre und/oder die Öffentlichkeit. Aber mit Vorschlägen für weniger Freiheit und mehr Kontrolle ist bei den Rechtsbürgerlichen natürlich kein Staat zu machen.

UKW vs. DAB

Dienstag, den 9. Januar 2007

Also wirklich: Da schwärmen die Medien allenthalben davon, wie fortschrittlich DAB im Vergleich zu UKW sei. Aber wenn S. und ich unsere beiden Empfänger auf denselben Sender einstellen, dann ist das olle UKW-Radiöli von S. meinem gediegenen DAB-Empfänger um mindestens eine halbe Sekunde voraus. Was taugt DAB, wenn ich nicht mal die Uhr nach dem Zeitsignal vor den Nachrichten stellen kann?

Windows XP: Individuelle Ordner-Icons ohne Zusatz-Software

Freitag, den 5. Januar 2007

Das Internet ist voll von Shareware, dank denen man Folder Icons für Windows XP aus beliebigen Grafiken oder Fotos erstellen kann. Doch warum wenig bezahlen für etwas, das man auch kostenlos haben kann? Microsoft Paint, das gute alte Grafikprogrämmchen, das mit Windows mitgeliefert wird und im „Programme“-Ordner unter „Zubehör“ abgelegt ist, macht den Job auch und reicht für den Hausgebrauch.

Die entscheidende Schritte:

  1. Icons müssen eine Grösse von 32 x 32 Pixeln haben.
    (Diese Einstellung kann im Menü „Bild“ unter dem Menüpunkt „Attribute…“ gemacht werden.)
  2. Icons müssen mit der Extension *.ico abgespeichert werden.
    (Paint bietet diesen Dateityp zwar im „Speichern als…“-Dialog nicht an. Es reicht aber, wenn man das Icon als BMP-Datei speichert und dabei die Extension *.ico an den Dateinamen anhängt.)

Aus Punkt 2 ergibt sich übrigens, dass man solche Icons auch mit jedem anderen Grafikprogramm erstellen kann, das in der Lage ist, Bitmap-Dateien zu schreiben (und das dürfte so ziemlich jedes Windows-Grafikprogramm können).

Was hingegen Probleme macht: Das BMP-Format unterstützt – anders als beispielsweise GIF – keine Transparenz. Nach obigem Rezept selbstfabrizierte Icons belegen somit immer die gesamten 32 x 32 Pixel, was nicht ganz so elegant aussieht. Wer weiss, wie man transparente Bereiche definiert wie bei den „professionellen“ Icons?

Die Legende vom papierlosen Büro

Donnerstag, den 4. Januar 2007

„Meine E-Mails lese ich am liebsten auf Papier.“ Oder noch besser: „Ich habe keinen Computer. Meine Sekretärin druckt mir alle meine E-Mails aus.“ Auch schon gehört? Scheint gar nicht so selten zu sein – selbst gestandene Manager sagen in Interviews derlei Sätze, ohne rot zu werden. Wie war das doch gleich mit dem papierlosen Büro?

Insofern macht obiger Mail-Footer, den ich kürzlich erhalten habe, durchaus Sinn…

Alternativen zu YouTube

Samstag, den 23. Dezember 2006

FourDocs ist eine Video-Plattform, die vom britischen TV-Sender Channel 4 betrieben wird. Die Videos müssen zwei Bedingungen erfüllen: Es müssen Dokumentarfilme sein, und sie müssen vier Minuten lang sein. Derzeit ist das Angebot noch klein, aber fein. Eine wunderbare Gelegenheit für eine kleine Entdeckungsreise in die Vielfalt unseres Alltags. Und zugleich eine gute Möglichkeit für Filmschaffende, sich den Redakteuren von Channel 4 zu empfehlen.

Flash-Animation in PowerPoint-Präsentation einbauen

Mittwoch, den 20. Dezember 2006

Es gibt ein paar Dinge, die werde ich mir nie merken können. Beispielsweise wie man eine Flash-Animation in eine PowerPoint-Präsentation einbaut. Vielleicht liegt es daran, dass die Prozedur nicht so einfach ist, wie sie sein sollte und könnte (ein Film einzubetten ist dagegen ein Kinderspiel, und ich sehe da keinen prinzipiellen Unterschied). Jedenfalls wollte ich mich gerade daran machen, eine Anleitung zu schreiben – da habe ich das hier gefunden: Flash-Animation in PowerPoint einbetten.

Slow Mail

Samstag, den 16. Dezember 2006

Im heutigen Magazin schreibt Jürg von Rutenberg über den „Fluch der Unterbrechung“. Die modernen Telekommunikationsmittel – Telefon, Mobiltelefon, SMS, E-Mail und Instant Messaging – haben dazu geführt, dass man immer erreichbar ist und dadurch ständig gestört wird. Von Rutenberg zitiert Studien, wonach ein durchschnittlicher Büroarbeiter alle 11 Minuten in seiner aktuellen Tätigkeit unterbrochen wird. Da er sich nach einer Unterbrechung typischerweise zuerst zwei anderen Aufgaben zuwendet, braucht er schliesslich rund 8 Minuten, bis er bei seiner ursprünglichen Aufgabe wieder die volle Konzentration aufgebaut hat. Dadurch bleiben jeweils nur 3 wirklich produktive Minuten bis zur nächsten Unterbrechung.

Was soll man dagegen tun? Vielleicht dem Beispiel des IBM-Forschungsmanagers Dan Russell folgen und sich der Slow-Mail-Bewegung anschliessen, d.h. eingehende Mails nicht mehr laufend, sondern nur noch zweimal täglich lesen. Denn eigentlich sind die wenigsten Mails so wichtig, dass sie eine Reaktion innert Minuten erfordern (und wenn, dann gibt es immer noch das Telefon als Alternative).

Textvorschlag für einen Mail-Signatur:

Bitte beachten Sie, dass ich nach den Prinzipien der Slow-Mail-Bewegung kommuniziere: Um möglichst konzentriert und effizient arbeiten zu können lese ich meine Mails nur zweimal täglich. In dringenden Fällen erreichen Sie mich telefonisch unter der Nummer XXX XXX XX XX.

Nachtrag: Der besagte Artikel ist schon früher in der Zeit erschienen und dort im Volltext online verfügbar, inklusive einige zentrale Links. Sehr hübsch auch diese Grafik, welche den Arbeitsrhythmus des modernen Menschen sehr schön illustriert.