Archiv der Kategorie 'Big Brother'

Funkstille?

Dienstag, den 18. Januar 2005

Stille bei den Funk-Etiketten: RFID-Technik kämpft mit Startschwierigkeiten” titelte die Neue Zürcher Zeitung vor einigen Tagen. Sind das nun gute oder schlechte Neuigkeiten?

RFID-Tags sollen schon bald die Strichcodes ablösen, die uns heute auf unterschiedlichsten Produkten vom Katzenfutter bis zum Vanillepudding begegnen. Das Kürzel steht für Radio Frequency Identification, und die Bezeichnung sagt klar, worum es geht: Identifikation per Funk statt (wie bei den heutigen Strichcodes) per Laserscanner. Die Identifikation erfolgt damit deutlich schneller, weil kein Sichtkontakt zwischen dem RFID-Tag und dem Leser erforderlich ist. Das ist sehr praktisch, weil man so im Supermarkt nicht mehr jeden Artikel aufs Band legen muss – es reicht, wenn man mit dem vollen Einkaufswagen an der Kasse vorbeifährt. Kürzere Wartezeiten beim täglichen Einkauf: Welcher Konsument würde sich das nicht wünschen?

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Wer sucht…

Dienstag, den 14. Dezember 2004

Derzeit gross in Mode: Desktop Search Tools, also Software, welche Volltextsuchen quer durch die eigene Festplatte ermöglicht. Die Tools bauen hierfür einen Index über Dateien verschiedenster Formate auf (z.B. Textdateien, Office-Dateien, PDFs, E-Mails) und finden bei Bedarf sehr schnell passende Textstellen. Google und Copernic haben es vorgemacht, Microsoft, Yahoo (mit X1 Technologies) und Ask Jeeves ziehen nach.

Die Tools sind im Moment alle kostenlos, ziemlich praktisch – und ein enormes Sicherheitsrisiko, weil ein Angreifer natürlich per Index-Datei auf ziemlich alle Daten zugreifen kann – bis hin zu gelöschten Dateien. (Von der theoretischen Möglichkeit, dass die Desktop Search Tools statistische oder auch andere Daten an ihrer Hersteller übermitteln, einmal ganz zu schweigen.)

Bemerkenswert finde ich dabei, dass hier eine Funktionalität gross vermarktet wird, die eigentlich zu jedem guten Betriebssystem gehören müsste (aber bisher nicht tut).

Mehr zur Thematik findet sich beispielsweise bei Charlene Li (Forrester Research).

Bill bloggt

Donnerstag, den 2. Dezember 2004

Es musste ja so weit kommen: Microsoft will sich nun auch noch als Blog-Service-Anbieter etablieren. Der Dienst MSN Spaces (Leerzeichen?) befindet sich derzeit im Beta-Stadium.

Die gute Nachricht: Wenn ein Trend von Microsoft aufgegriffen wird, dann ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits ein Mega-Trend. Bloggen dürfte also in absehbarer Zeit zu einer durchaus gesellschaftsfähigen Tätigkeit werden.

Und die schlechte Nachricht: Die Absichten des mächtigsten Software-Unternehmens der Welt dürften sich kaum mit den Idealen der Weblog-Pioniere vereinbaren lassen, die sich für die Dezentralisierung der Information und für die Redefreiheit stark machen. Holzauge sei wachsam!

  
Nachlese: Obiger Verdacht hat sich nur allzu rasch erhärtet. Wie aus der Provinz verlautet, erwirbt Microsoft per Nutzungsbedingungen automatisch das Recht, die Beiträge in MSN Spaces in so ziemlich jeder erdenklichen Art und Weise weiterzuverwerten – ohne Entschädigung des Urhebers, versteht sich.

Hacker gehackt

Montag, den 29. November 2004

Peinlich, peinlich: Ausgerechnet das “Forum der Hackerszene”, dem ich kürzlich einige wohlwollende Zeilen gewidmet habe, ist nun selbst gehackt worden. Spanische Kollegen haben sich den Server des Hamburger Chaos Computer Clubs vorgenommen und das Länderspiel mit einem klaren 1:0 für sich entschieden. Der CCC ist jedoch ein guter Verlierer, bleibt seinen Prinzipien treu und veröffentlich die Details des Hacks gleich auf der eigenen Website. (Die Kurzfassung gibt’s bei Heise.)

Wir sind gespannt auf die Rückrunde!

CCC

Mittwoch, den 17. November 2004

Der Name Chaos Computer Club war mir schon ein Begriff, als ich selbst noch kaum wusste, was ein Computer ist. Allerdings stellte ich mir darunter eher eine böse Hacker-Gang vor, zumal der Name ja nicht gerade dazu angelegt ist, Vertrauen zu schaffen. Wie auch immer: Den Chaos Computer Club gibt es nach wie vor, und inzwischen muss ich sagen: Das ist auch gut so, denn das mit den Bösen und den Guten ist in der Computer-Welt so eine Sache. Auszug aus der CCC-FAQ zur Frage, was der CCC sei:

“Der Chaos Computer Club […] setzt sich grenzüberschreitend für Informationsfreiheit ein. Er beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Technologie auf die Gesellschaft sowie das einzelne Lebewesen und fördert das Wissen um diese Entwicklung. Der CCC setzt sich für ein Menschenrecht auf zumindest weltweite, ungehinderte Kommunikation ein. […] Der Chaos Computer Club versteht sich als ein Forum der Hackerszene, eine Instanz zwischen Hackern, Systembetreibern und der Öffentlichkeit.”

Blacklist

Dienstag, den 16. November 2004

FACTS berichtet über den “Spam-König der Schweiz” Martin Fürst. Traurig, aber wahr:

“Rechtlich lässt sich in der Schweiz praktisch nicht gegen Spammer vorgehen. Abhilfe soll eine neue Gesetzesnorm bringen. Doch die ist im Parlament stecken geblieben.”

Big Blogger

Montag, den 15. November 2004

Unter dem possierlichen Namen BlogSquirrel bietet CyberAlert einen Dienst an, der so harmlos nicht ist. Das emsige Eichhörnchen durchkämmt gegen Bezahlung über 100’000 Blogs nach frei wählbaren Stichwörtern. So kann man beispielsweise sehr rasch feststellen, ob ein bestimmter Firmenname in der Blogger-Szene Erwähnung findet. Und ob er – was gemäss Handelsblatt besonders fatal für den Geschäftsgang sein kann – gar in einem negativen Zusammenhang erscheint.

Das kann man natürlich als ganz normale Medienbeobachtung sehen, wie sie beispielsweise von Argus, Swissdox oder ZMS für Printmedien angeboten wird. Wer sein Blog als Medium versteht, mag sich sogar geschmeichelt fühlen, dass seinem Publikationsorgan so viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Andererseits besteht die reale Gefahr, dass dank BlogSquirrel und seinen Artgenossen ein Blogger bei kritischen Äusserungen über ein Unternehmen, eine Organisation oder einen Staat sehr rasch Bekanntschaft mit Anwälten oder zumindest mit verbalen Schlägertrupps schliesst.

Es würde mich nicht erstaunen, wenn demnächst ein Anwalt das Recht zur Gegendarstellung in Weblogs erstreiten würde. Und dann ist es nicht mehr weit zu einem Gerichtsentscheid, der den Bloggern das Recht zur freien Meinungsäusserung aberkennt, weil ein Blog potentiell von mehr Personen gelesen werden kann als an einen Stammtisch passen. Holzauge sei wachsam!

  
Nachlese: Das Thema wird in anderen Blogs sehr kontrovers diskutiert. Während in der BlogBar BlogSquirrel als Instrument der Strafverfolgung verstanden wird, wundert man sich in der Provinz darüber, dass sich Blogger darüber aufregen, wenn sie endlich das erreichen, was sie eigentlich suchen, nämlich Öffentlichkeit.