Monatsarchiv für März 2005

Read Me

Freitag, den 11. März 2005

Der amtliche Reader zum Thema Open Source Software: das Open Source Jahrbuch. Ehrensache, dass man es als PDF kostenlos downloaden kann – im Quelltext sozusagen…

Kompetent

Mittwoch, den 9. März 2005

Zeit-Herausgeber Michael Naumann auf die Frage, ob die Wochenzeitung Die Zeit nicht den Trend zum Tabloid-Format verschlafen habe:

“Offenkundig wissen unsere Käufer, wie man ein Blatt faltet.” (Das Interview auf persoenlich.com)

Welcome to the United States

Samstag, den 5. März 2005

“Der Bundesrat hat ein Abkommen mit den USA über den Zugriff auf Personendaten von Flugpassagieren genehmigt. Die Schweiz erreichte dieselben Konzessionen wie die EU. Aus Sicht des Datenschutzes ist die getroffene Lösung tragbar.” (Pressemitteilung des BAZL)

Ob es wirklich tragbar ist, dass die Fluggesellschaften in Zukunft von allen USA-Reisenden 34 verschiedene Daten an die US-Behörden übergeben werden, muss wohl jeder selbst entscheiden…

Frau Bossi und Herr Sommer

Samstag, den 5. März 2005

Wer war eigentlich Betty Bossi – die Namensgeberin von Kochbüchern und -zeitschriften, Küchenutensilien und Convenience Food?

Die schlechte Nachricht zuerst: Betty Bossi hat nie existiert, so wie es auch Dr. Jochen Sommer von der Bravo nie gegeben hat. Betty Bossi ist eine Kunstfigur, erfunden für die Vermarktung des Speisefetts “Astra” des Unilever-Konzerns. Oder sagen wir vielleicht besser: ein Pseudonym für ihre Erfinderin Emmi Creola, welche 1955 bis 1971 unter dem Namen Betty Bossi publizierte. Die ganze Geschichte ist zu lesen im Zürcher Unterländer.

(via völlig verplant)

Danke, Herr Bortoluzzi!

Samstag, den 5. März 2005

Kompliment, Herr Bortoluzzi – das haben Sie hervorragend gemacht! Ihr Kommunikationstrainer wird seine helle Freude an Ihnen gehabt haben. Denn eigentlich ging es ja letzten Donnerstag im Interview bei 10 vor 10 um Ihre Niederlage in der Regierungsratswahl. Es ging darum, dass Sie vom CVP-Kandidaten Hans Hollenstein klar geschlagen worden sind und nun auf den zweiten Wahlgang verzichten – wohl wissend, dass das Resultat nur noch schlechter hätte ausfallen können.

Sie aber haben diese Niederlage zu einem fulminanten Propagandaauftritt genutzt. Ungefähr drei Mal haben Sie die Antwort auf eine Frage dazu genutzt, um vor der linken Mehrheit und deren Steuererhöhungen zu warnen. “Nach der Wahl ist vor der Wahl!” werden Sie sich gesagt haben, und “Steter Tropfen höhlt den Stein!”.

Ehrlich gesagt habe ich mich ja ein bisschen geärgert, dass Daniela Lager Sie nicht abgeklemmt hat, spätestens beim dritten Mal, als bereits alle Zuschauer das Sprüchlein auswendig hersagen konnten. “Das haben Sie bereits gesagt, Herr Bortoluzzi, und wir alle kennen die Parolen den SVP!” So hätte Daniela Lager Ihnen charmant aber bestimmt ins Wort fallen können.

Hat sie aber nicht getan. Und je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich das. Denn so haben Sie uns nochmals richtig schön vor Augen gehalten, warum wir Sie (oder präziser: den zur Wahl stehenden SVP-Vertreter) eben nicht gewählt haben: wegen der notorischen und phantasielosen Opposition gegen alles und jeden, wegen der unkonstruktiven und undifferenzierten Politik, und wegen des gelegentlichen Fehlens von Anstand und Fairness. Letzteres stört übrigens nicht nur mich, sondern auch einzelne SVP-Mitglieder: Man lese nur das Rücktrittsschreiben des Amtsvorgängers Christian Huber.

Symptomatisch für die Politik der SVP scheint mir die Nein-Parole zur neuen Kantonsverfassung zu sein. Ich habe diese Verfassung von A bis Z gelesen (Ja, die Ermunterung des Tagis hat Früchte getragen!), und es ist eine ausgesprochen gute Verfassung, die allen Anliegen angemessen Rechnung trägt. Wenn sich die SVP nicht einmal auf dieses Konsens einlassen mag, dann brauche ich auch keinen SVP-Vertreter in der Regierung und wähle mit Freuden den “Linken” CVPler Hans Hollenstein. Nehmen Sie es nicht persönlich, Herr Bortoluzzi!

Velo entlaufen

Samstag, den 5. März 2005

BikeRefinder heisst das – nach eigenen Angaben – “geniale Fahrrad-Fundsystem der Schweiz”. Per SMS kann der Besitzer sein Velo unter Angabe der Vignettennummer in der BikeFinder-Datenbank registrieren. Wird ein Velo gefunden, so meldet dies der Finder unter Angabe der Vignettennummer auf der BikeRefinder-Website – und schon erhält der Besitzer ein SMS mit dem Fundort seines Drahtesels.

An sich eine bestechende Idee. Das Problem ist nur, dass Velos ganz selten verloren gehen: Man vergisst sie nicht mal eben im Tram, und sie fallen nicht unbemerkt aus Manteltaschen. Sondern sie werden gestohlen, um nicht zu sagen entführt. Doch welcher Dieb ist schon so freundlich, dies auf einer Website zu melden? Und welcher Passant sieht einem abgestellten Velo an, dass es nicht durch seinen rechtmässigen Besitzer, sondern durch einen bösen Veloräuber dort parkiert wurde?

Vielleicht funktioniert’s ja trotzdem. Weil Schweizer eben Schweizer sind. Auf eines würde ich hingegen wetten: dass sich diese Idee im Ausland niemals durchsetzen wird!

Total unmodern

Freitag, den 4. März 2005

Bundesrat Moritz Leuenberger zum Thema Medienvielfalt:

“Ich bestreite ohnehin, dass Konkurrenz die Qualität der Medien steigert. Im Gegenteil: Im Gerangel um die Einschaltquoten nähern sich Fernsehanstalten oft einem tieferen Niveau.”
(Interview im Bieler Tagblatt, zitiert auf persoenlich.com)

Wie recht er hat zeigt die Entwicklung der hiesigen Privatradios, die – mit wenigen Ausnahmen – in den letzten 20 Jahren so unglaublich belanglos, verkommerzialisiert und austauschbar geworden sind, dass es eine echte Wohltat ist, Radio DRS einzuschalten. Jawohl, ich stehe dazu, auch wenn es total unmodern ist und obwohl auch ich zu Pizzo-Groppera-Zeiten einen Radio-24-Wimpel an meiner Kofferradioantenne hatte: Ich bin ein leidenschaftlicher Fan der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehanstalten geworden, weil dort Qualität und Quote zumindest gleichberechtigte Kriterien sind und sich zwischen Durchschnittlichem immer wieder einmal eine Perle findet.

Little Brother

Mittwoch, den 2. März 2005

«Alltag» heisst das publizistische Projekt, mit dem uns die AZ Medien Gruppe einen Langzeiteinblick in das Leben einer Aargauer Familie vermitteln will. Einmal mehr soll also Voyeurismus Quote bzw. Auflage bringen, und konsequenterweise wird «Alltag» sowohl durch Printmedien (Aargauer Zeitung, Aargauer Woche) als auch durch elektronischen Medien (Radio Argovia, Tele M1) und das Internet (www.alltag.ch) begleitet. Zwar bemüht man sich in Aarau um Distanz zu anderen Projekten der jüngsten Vergangenheit:

“«Alltag» ist nicht vergleichbar mit Fernsehformaten wie «Big Brother» oder «Leben wie zu Gotthelfs Zeiten». Denn bei «Alltag» wird nichts inszeniert. Sondern es wird abgebildet, was ist: das ganz normale Leben mit all seinen kleinen Höhen und Tiefen. Dabei wird die Privatsphäre der Familie respektiert.”

Nur beobachten – nichts beeinflussen oder gar inszenieren: Diesem hehren Ideal haben schon in den 60er und 70er Jahren die Dokumentarfilmer nachgelebt – und sie mussten schliesslich einsehen, dass bereits die reine Präsenz von Kameras und Mikrofonen das Verhalten der beobachteten Menschen beeinflusst. Das wird bei «Alltag» nicht anders sein. Und was die Respektierung der Privatsphäre anbelangt: Massenmedien schaffen per Definition Öffentlichkeit, während sich Privatsphäre genau durch den Ausschluss der Öffentlichkeit definiert.

Kurz: Die Medienmacher aus dem Aargau versprechen etwas, das sie eigentlich gar nicht halten können. Und sollten sie es wider Erwarten trotzdem schaffen, dann wird «Alltag» etwa so spannend werden wie Schlangestehen, Tramfahren oder Abwaschen.

Nachlese: Aufschlussreich ist das Interview mit Jörg Meier, dem Initianten des Projekts, in Persönlich. Meine Bedenken kann er allerdings nicht zerstreuen – im Gegenteil: Sieben Journalisten werden ausschliesslich für das Projekt abgestellt…

14 Minuten für einen Big Mac

Dienstag, den 1. März 2005

Dass die Preise in der Schweiz zu den höchsten der Welt gehören habe ich jüngst schon einmal gebloggt. Die neuste UBS-Studie “Preise und Löhne” bestätigt dies einmal mehr. Die 10 Städte mit dem höchsten Preisnivau weltweit sind (in Klammern das indexierte Preisniveau im Vergleich zu Zürich):

  1. Oslo (115.5)
  2. Kopenhagen (105.1)
  3. Tokio (101.3)
  4. Zürich (100.0)
  5. London (99.0)
  6. Stockholm (98.3)
  7. Basel (97.5)
  8. Paris (96.1)
  9. Genf (95.6)
  10. Lugano (93.9)

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